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Peter Tollens und Andreas von Ow
Peter Tollens und Andreas von Ow "Gamut" 11.11. - 17.12.2016
"Gamut" ist die erste gemeinsame Ausstellung von Peter Tollens und Andreas von Ow, Vertreter der Farbmalerei zweier Generationen, die sich im Zusammenhang mit der letzten Ausstellung von Peter Tollens in der Galerie G kennengelernt haben. Peter Tollens zeige ich seit 1989 regelmäßig, Andreas von Ow nun zum ersten Mal in der Galerie, aber bereits 2011 mit einer spektakulären Wandmalerei aus Staubpigmenten an der Stirnwand des Kunstvereins Freiburg im Rahmen von DSKS.
Der Titel ist Programm: "Gamut" ist ein Begriff, der im Zusammenhang mit der Farbpalette verwendet wird und laut Wikipedia die Menge aller Farben meint, die ein Gerät (z.B. ein Monitor oder ein Drucker) darstellen oder aufzeichnen kann. Es geht also in der Ausstellung um das Farbspektrum in seiner ganzen Bandbreite.
Bei PT verdichten sich verschiedene übereinander gelegte Farbschichten zu einem konzentrierten Farberlebnis. Ein Bild kann schwarz aussehen, gibt aber bei näherem Betrachten ein größeres und differenziertes Farbrepertoire preis, welches vor allem an den Bildrändern flimmert. Monochrom ist anders. Der Pinselduktus, dick und dicht in kurzem Strich von oben nach unten verlaufend, ist konstitutiv. Tollens' Malerei hat eine körperliche und reliefhafte Textur. Im Lichtwechsel verändert sich deshalb die Farbigkeit     stark.
Bei AvO werden ungewöhnliche Materialien zu Pigmenten. Als Feldforscher im Land der Farbe findet er seine Substanzen überall - Tennisplatzsand und Schleifpapierkorn taugt ebenso Weinflaschen. Das Material steht einerseits im Vordergrund, wird andererseits in der konkreten Verwendung oft nahezu immateriell. Die besondere malerische Qualität entfaltet sich nicht zuletzt in dieser Verwandlung. Es gibt wenig räumliche Tiefe an sich, aber AvOs Arbeiten lassen stets den Bezug zum Raum und zu konkreten Orten suggestiv und sinnschärfend aufscheinen.
Die Hängung der einzelnen Arbeiten in dieser Ausstellung wurde ausgelost, und zwar nach dem Prinzip der von John Cage entwickelten "chance operations". Dazu wurde über vier Wände der Galerie, und dies in ihrer gesamten Höhe und Breite, ein Koordinatensystem gedacht, und je sieben Arbeiten beider Künstler fanden ihren Platz per Los innerhalb eines vorgegebenen Rasters. Der Bildraum wurde ausdrücklich erweitert und das Moment der subjektiven Auswahl weitgehend außer Kraft gesetzt. Das Ergebnis ist außerordentlich spannend und strapaziert Sehgewohnheiten. Es gibt weniger, das ausdrücklich harmoniert, mehr, was sich mit Entschiedenheit begegnet und sehr viel, was den Betrachter zum Dialog herausfordert.

 

Aus der Ausstellung









Fotos: Andreas von Ow
Fotos: Andreas von Ow